Die Näh-Cooperative Ineza im Remera-Distrikt in Kigali. Bunt gekleidete Frauen nähen aus bunten Stoffen an bunten Nähmaschinen sehr bunte Sachen, Umhängetaschen, Topflappen, Kinderkleider, Puppen, Täschchen, Hausschuhe.
Die Näh-Cooperative Ineza
Mediatrice
Unsere Ankunft wird gefeiert.Nassim, die Yoga-Instruktorin, die in einem Moto-Taxi-Unfall ein Bein verlor (siehe Reportage Tag 2 in Kigali), arbeitet auch hier. Während Helfer/innen die Bälle aufpumpen, zeige ich an einem Miniskelett die Sitzbeinhöcker. Dann drehe ich den Frauen den Rücken zu und demonstriere, wie es aussieht, wenn ich die Sitzbeinhöcker tanzen lasse. Herzliches Gelächter. Eine der Frauen, Fanny, stürzt sofort auf mich zu, will meine Sitzbeinhöcker fühlen und von mir wissen, ob sie es richtig macht. Sekundenschnell machen es uns die andere Frauen nach und leiten sich gegenseitig an.
Nassim macht eine geniale Beckenmobilisationsübung, die Deirdre kreierte, dann sind die Bälle bereit, und jede Frau möchte sofort auf einem herumhüpfen, turbulentes Durcheinander. Riesiger Spass.
Benita leitet die CANTIENICA®-Partnerübungen, hier Rücken an Rücken mit Deirdre
Den Frauen macht das Training sichtlich Spass
Ich leite CANTIENICA®-Partnerübungen an, Nassim übersetzt, die Sitzbeinhöcker sind die Stars des Tages, Deirdre hat gut vorgearbeitet. Faize, die anfangs vollkommen steif in der Ecke sass, kann nicht genug kriegen, sie lacht und ruft meinen Namen so, wie sie ihn phonetisch mitbekam, er klingt jetzt sehr französisch. (Und ehrlich, ich gebe ihren Namen Faize hier auch nur phonetisch wieder.) Sie möchte, dass ich sie in Position bringe. “Sie hat Narben von Machetenschnitten, sie kann sich eigentlich kaum bewegen”, sagt Deirdre, “alle Frauen hier sind Vergewaltigungsopfer, manche mussten vorher zusehen, wie ihre Familie umgebracht wurde”, ihre Augen füllen sich mit Tränen.
Die Dankbarkeit und die Freude über die 90 geschenkten Minuten sind rührend und berührend. Ich kaufe eine sehr bunte Umhängetasche (Doris, Vorfreude ist angebracht), Topflappen, eine Umhängetasche und andere Kleinigkeit und werde mit nachgerade tosendem Applaus bedacht, als ich durch den Nähraum gehe, in dem die Frauen wieder an den Nähmaschinen sitzen.
Im Hof der Genossenschaft sitzen inzwischen etwa 60 Personen, die auf eine Ration Maisbrei warten, die sie kostenlos erhalten.
Es irritiert mich, dass jede und jeder ein Mobiltelefon in der Hand hat. “Auch das ist Afrika”, sagt Deirdre, “daran musste ich mich auch erst gewöhnen, dass jeder hier ein Mobiltelefon und eine E-Mailadresse hat und dafür noch mehr hungert.”
PS: FM’s Geburtstag feiern wir mit Physalis und Bier. Die Physalis sind “out of this world”.
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